Archiv der Kategorie: Allgemeines

Martin Tchiba!

Neue Klänge am Klavier
im ungarischen Rundfunk (Bartók Radio)
Martin Tchiba, piano solo recital (s.a. hier)
Aufgenommen am 26. April 2023 in Budapest
Noch 2 Wochen abrufbar (ab 3. Juni)
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HIER (1. Musik beginnt bei 2:40, 2. Musik fast ohne Pause bei 3:30, 3. bei 5:03 etc.)
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PROGRAMM (die Links führen u.U. nicht weiter, siehe weiter unten)
[22:02:40] Martin Tchiba, 010616
[22:03:30] Gerhard Staebler, Music Box – jerkily, „Budapest Version“
[22:05:03] Kecskés D. Balázs, Prelude for Martin Tchiba
[22:07:35] Helmut Zapf, KME
[22:09:00] Bence Kutrik, 10100 – 10000 – 110 – 1
[22:11:30] Mateo Soto, Silent Music
[22:14:22] Peter Gilbert, Etching: Merged Reflection
[22:15:16] Michael Denhoff, Klangkreis(el)
[22:18:34] Karola Obermüller, fusion – femmage à Ruth Crawford
[22:19:21] Peter Michael Hamel, Aus dem Klang des Lebens für WIReless
[22:20:20] Johannes Sandberger, Erster Dezember
[22:22:01] Linna Zhang, … irgendwo dahinter …
[22:23:12] Jean-Jacques Dünki, Moderato für Martin Tchiba
[22:24:24] Gerhard Stäbler, now.here – here? / Akkordfetzen
[22:24:55] Bank Sary, Szivárvány
[22:26:37] Christian Banasik, Retweet K.
[22:27:33] Rainer Rubbert, restriction – meditation
[22:28:37] Martin Daske, exercise – meditation
[22:30:18] Bánkövi Gyula, Meggyőződés nélküli harangszó
[22:31:07] László Sándor, Offertorium musicum II. – Bells and Chimes
[22:32:52] Miro Dobrowolny, Kontrafaktur
[22:33:57] Lars Werdenberg, Glockenstück
[22:35:13] Norbert Laufer, in an instant
[22:38:38] Péter Tornyai, Variations for Martin Tchiba
[22:43:44] Martin Tchiba, 3 zongoradarab / 3 Piano Pieces
[22:51:58] Martin Tchiba, après – avant (world premiere)
[23:22:17] end
#ArsNova radio program by Gyula Bánkövi – #ArTRIUM concert series
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Hinweise zu Web-Informationen über die einzelnen Komponisten: 
(JR These: zum Hören gehört Hintergrundwissen, Ahnungen zum „Ernst der Lage“, Stilistik = Neuanfänge = Übergang von Stück zu Stück erkennen…)
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Gerhard Staebler https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_St%C3%A4bler hier

Kecskés D. Balázs https://kecskesdbalazs.com/en/ hier

Helmut Zapf https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Zapf hier

Bence Kutrik https://bencekutrik.com/en/home/ hier

Mateo Soto https://www.mateosoto.es/ hier

Peter Gilbert https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gilbert_(Komponist) hier

Michael Denhoff https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Denhoff hier

Karola Obermüller https://de.wikipedia.org/wiki/Karola_Oberm%C3%BCller hier

Peter Michael Hamel https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Michael_Hamel hier

Johannes Sandberger https://johannessandberger.de/ hier

Linna Zhang (???)

Jean-Jacques Dünki https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_D%C3%BCnki hier

Bank Sary (???)

Christian Banasik https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Banasik hier

Rainer Rubbert https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Rubbert hier

Martin Daske https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Daske hier

Bánkovi Gyula https://gyulabankovi.com/en hier

László Sándor https://static1.squarespace.com/static/582a4ade440243c12b2ac30b/t/5be1e4756d2a73dfb3fe0f12/1541530742391/LASZLO_SANDOR.pdf  hier

Miro Dobrowolny http://mirodobrowolny.de/ hier

Lars Werdenberg http://www.larswerdenberg.ch/wordpress/ hier

Norbert Laufer https://www.dohr.de/autor/n-laufer.htm hier

Péter Tornyai http://petertornyai.com/en hier

Gern mit Sprachglossen unterwegs

Gestern bei der Lektüre der Süddeutschen Zeitung hatte ich ein seltsames Déjà-vu, als ich auf die immer gern gelesene Sprachglosse von Hermann Unterstöger stieß, der sich oft durch Leserbriefen anregen lässt. Ich dachte nicht ohne Stolz: etwas ganz Ähnliches habe ich vor langer Zeit mal geschrieben, bezog mich allerdings auf einen viel früheren Artikel, Monate zurück, bevor mir noch sämtliche Inhalte durch den Absturz des WordPress-Programms verlorengegangen und auf einem Wörter-Buchstaben-Heuhaufen gelandet waren, aus dem ich nichts mehr rekonstruieren konnte, – so dass ich am 11.11.2014 wieder bei Punkt Null neubeginnen musste. Wie man sieht: noch war ich voller Hoffnung unterwegs, noch glaubte ich, die alten Artikel könnten einmal wieder verfügbar sein:

„wieder verfügbar“???? Mitnichten!

Sehen Sie den Artikel vom 13. Dezember 2014 mit Bezug auf einen weit früher geschriebenen:

hier an Ort und Stelle

Ob mich diese Tatsache berechtigt, einen halben Artikel aus der Süddeutschen wortwörtlich wiederzugeben? Ich hoffe, ich entgehe als nützlicher, keineswegs eigennütziger Blogger der strafrechtlichen Verfolgung??? Am Pfingstsonntag frühmorgens um 4.30 Uhr, wo man sowieso nicht ungestraft ruhelos unterwegs ist…

SZ 27.05.2023

Die Klicks: DIGITAL LIFE

Ein kollektiv-psychologisches Problem (in Arbeit)

(Meine These: die Klicks gehören zu Menschen, haben mit ihnen zu tun, aber solchen, die gerade nichts Eigenes zu tun haben; sie sind momentan präsent, aber nicht wirklich „vorhanden“. Ich gehe aus von dem aufklärenden Video in der ZDF-Mediathek (im ZDF gesehen am 6.5.)

HIER  ←  ←  ←

In dieser Folge will Leon Windscheid (JR-NB: aus Solingen!) wissen, wie viel von unserem Ich in unserem digitalen Selbst steckt. Und wie bestimmen Insta, YouTube und Co. unser eigenes Ich?

  • Videolänge: 26 min Datum: 07.05.2023
  • Video verfügbar bis 07.05.2033

Welche weitreichenden Folgen, positiv wie negativ, das haben kann, erfährt Leon von Joey, früher einer der erfolgreichsten YouTuber Deutschlands, der sein Ich in der digitalen Welt zunächst verloren hat. Wie er es wiederfindet, erzählt er in „Terra Xplore“.

Leon Windscheid spricht über die wissenschaftlichen Aspekte, Hintergründe und Auswirkungen unseres Umgangs mit digitalen Medien auf unser Gedächtnis mit dem Neurobiologen Prof. Martin Korte.

Warum die digitale Welt so anziehend für unser Ich ist, erklärt Psychologe und Webdesigner Prof. Christian Montag.

  • Moderation – Leon Windscheid

Ab 1:00 Gespräch mit Joey bis ca. 4:11

ab 4:40 Hirnforscher (Neurobiologe Prof. Martin Korte) 5:23 „African Bullfrog“, Belohnungssystem, Drogenapotheke im Gehirn, 7:05 Mäusegehirn, Selbstexperiment Handy, „ständig verlieren wir etwas, was wir uns vorgenommen haben, aus den Augen“ 9:47 Warum? 10:00 Prof. Christian Montag Wer manipuliert uns? „die Platform-Betreibenden hinter den sozialen Netzwerken“

JR Zur Vorgeschichte: Über Joey auf Wikipedia hier . Und wie er seine Geschichte nachher selber erzählt:

Was ich noch zu sagen hätte

… ist seit langem bekannt (z.B. einiges aus der Musikethnologie)

Aber es ist auch nützlich, immer das gleiche zu wiederholen. Es begann auf Facebook:

Sagt Ihnen der Name Huib Schipers etwas? Oder der Name Richard Waterman? Oder John Miller Chernoff?

das Original (1979): ISBN 0-226 -10344-7

So etwas habe ich natürlich aus Büchern und von freien Mitarbeiter/innen, z.B. von Dr. Barbara Wrenger oder von John Miller Chernoff. Oder von beiden Seiten gleichzeitig. Ziel: Alle wesentlichen Welt-Ansichten zur Kenntnis nehmen, ja, ich wollte das Welt-Bild der Ethnologen seit 1995 ständig präsenter sehen, auch im WDR, dem Kulturprogramm. Und so etwa sah das damals aus, – dank unterschiedlichster Musik auch ungeheuer „bunt“, eine Herausforderung an jede Philosophie, die auf eine einheitliche Ästhetik aus ist. Und sei es auch eine, welche nur für die indische, die indianische oder die afrikanische Welt Geltung zusätzlich beanspruchen kann. Siehe die Liste weiter unten.

die deutsche Übersetzung des Buches von J.M.Chernoff 1994 durch Barbara Wrenger im Trickster-Verlag (Peter Hammer):

  Heraushebung des Musikethnologen Richard A. Watermann (hier als Beispiel).

  Die Sendereihe ETHNOTONIC (seit 1995) im WDR und gleich danach ein Fund aus meiner Bibliothek (Waterman 1948)

Um kurz auf mein Ausgangsthema, das auf facebook angeschnitten war, zurückzukommen, den Artikel „Alte Musik als Problem“ von Gunnar Hindrichs: Hat er vergessen, dass er vor Jahren bereits einen Weg der Toleranz beschritten hatte? Ich jedenfalls war damals auf seiner Seite, ohne die gesamte Lektüre zu bewältigen…

Gegenwärtige Musik im Jahre 1959:

Inhaltsverzeichnis mit einem Vorwort von Joachim E. Berendt und einem Nachwort von Jürgen Uhde, Adornos Essay zur Missa solemnis und Erich Dofleins „Musik – Heute. Entwurf einer Diagnose“…

Neues vom Atmen

Anfang einer Atem-Auto-Animation

Das Stichwort fiel nicht am Strand des Meeres, sondern im Supermarkt, wo der Ausgang schon nah ist: noch ein Blick über Zeitungen und Magazine. Da! Und eine Assoziationskette begann zu rasseln.

Vielleicht ein neuer Ansatz?

Damals war es wohl zuviel, „eine Liebeserklärung“ und der Anspruch, „unser Leben zu verändern“, selbst die Atemübungen am Ende des Bandes sind mir entfallen, bis auf eine, die auch so ähnlich bei Harari steht.

Die aktuelle Austellung in Hamburg HIER und bitte alle Bilder betrachten.

(Morgen werde ich zwei neue Bücher bestellen. Wie immer: lebenswichtig.)

die Luft zwischen den Zweigen sehen (15.12.2022)

Rückblick: http://s128739886.online.de/sehen-hoeren-und/ hier http://s128739886.online.de/so-viele-geschichten-religionen-und-ideologien/ hier

Wirklich „lebenswichtig“? Natürlich, es steht ganz richtig auf dem Cover: aber „das lebenswichtige Organ“ dient nicht einfach irgendwie dem Atmen, der Versorgung mit Luft, es geht um die „Fähigkeit, die richtige Balance zwischen Aktivität und Ruhe zu finden“ . „Bewusstes Atmen, der gemeinsame Nenner aller Entspannungstechniken“, – ein Weg zur Stressbewältigung und Selbstregulation. Ich würde diese Zwecke gar nicht so hervorheben, es ist zunächst: das Erlebnis des Atmens – ohne den Druck, etwas Besonderes damit anstellen zu wollen, – ein Bewusstsein. Kein ehrgeiziges Unternehmen. Ich will mir notieren, welche Vorstellungen dabei geweckt werden. Imaginationen.

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Nach dem ersten Schub vorauseilender Begeisterung muss ich relativieren: ich würde diese Bücher nicht jedem empfehlen, dem (der) ein Yoga-Kurs viel nützlicher wäre. Vieles gilt „nur“ einem Zuwachs  von Verständnis der organischen Zusammenhänge. Wer (wie ich) sofort nach der praktischen Anwendung fragt, wird vielleicht nach 20, 50 Seiten des ersten, sehr schön illustrierten und „handsamen“ Buches über Lunge, Herz und Darm zu springen beginnen: wo kommt eigentlich das, was ich heute Abend vor dem Einschlafen oder morgens nach dem Aufwachen praktizieren kann, um die Lust am Leben zu wecken oder zu besänftigen?  Ich möchte mir den Blick aufs Meer vorstellen, die Möwen und Seeschwalben, die fernen Wolken, den Horizont. Kein Dienst nach Vorschrift.

Das kleinere Buch ist spröder, fast meine ich: mehr für medizinisch enger fokussierte Menschen, die auch – wie Lauterbach – sich gern mit dem Vergleich verschiedenster medizinischer Studien befassen. Dennoch stößt auch der Laie überall auf praktisch umsetzbare Anregungen. Z.B. diese zum Thema „Funktionelle Entspannung“:

Thomas H. Loew: Langsamer atmen, besser leben / Psychosozial-Verlag

Unter dem ersten der angegebenen Links kommt man zu folgenden nützlichen Webseiten: hier (Arbeitsgemeinschaft Funktionelle Entspannung) , hier (Theoretische Grundlagen) und hier (Methodisches Vorgehen).

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ODER? Wenn Sie nichts weiter lesen wollen, sondern unbedingt direkt in die Praxis einsteigen wollen, sind Sie bei dem Therapie-Ehepaar Liebscher-Bracht immer an der richtigen Adresse.

Vielleicht wecken manche Hinweise auf Hilfsmittel oder Bücher den Argwohn, hier seien Geschäftemacher am Werk, aber tatsächlich wird man nicht unter Druck gesetzt; die Übungen selbst überzeugen. Ich kenne diese Videos seit vielen Jahren und habe mir doch jetzt das Buch gekauft, weil man sich beim Blättern darin einfach leichter orientiert, was es überhaupt gibt. So kam ich auf genau diese einfachen Übungen, die dort auf Seite 359 stehen. Aber es hätte auch genügt, dieses eine Video von nicht einmal 15 Minuten wirken zu lassen. (Es gibt natürlich auch viele andere, die nützlich sein können: ich habe im Zusammenhang mit dem Büchlein von Thomas Löw einen Film entdeckt, in dem dieser selbst seine 4-7-11-Atemtechnik zeigt, sozusagen an einem Fallbeispiel: hier.)

DAS BUCH, flugs abgelichtet …

die Quelle: hier (übrigens: nicht nur für ü80!)

Wer kann sich so radikal ändern?

Und wieviel Zeit bleibt?

Ich überlegte, warum ich selten mit Ausdauer darüber nachdenke, während es doch ständig im Untergrund schwelt. Zuletzt hier? Immer nur, wenn die Zeitungen es zum Thema machen, in der Hoffnung, dass es etwas zu hoffen gibt. Wie ärgerlich ist der Pauschal-Knüppel „Lügenpresse“, das allgemeine Schimpfen ist am leichtesten, die guten Beispiele fände man leichter individuell in der seriösen Presse, aber die Leugner kommen lieber mit einer (scheinbar) perfekten wissenschaftlichen Mimikry daher. Man weiß, es ist falsch, aber man würde viel Zeit mit Theorien zur Großmachtpolitik verlieren, wenn man es widerlegen wollte. Und es erledigt sich von selbst. Anders als in der Klimapolitik, wo man von einem Politiker folgende Entgegnung lesen kann:

Die Wis­sen­schaft ist sich sehr wohl ei­nig. Das ist jüngst im Welt­kli­ma­be­richt be­stä­tigt wor­den, dass der Mensch ei­nen er­heb­li­chen An­teil an der Erd­er­wär­mung und dem Kli­ma­wan­del hat.

Die­se Auf­fas­sung tei­le ich nicht. Schau­en Sie sich die Fach­ka­pi­tel in Un­er­wünsch­te Wahr­hei­ten von Vah­ren­holt und Lü­ning an, zwei ex­zel­len­ten Ken­nern der Ma­te­rie. Hier wird un­ter an­de­rem aus­ge­führt, dass der Bei­trag der Son­ne zur Erd­er­wär­mung nach wie vor nicht ge­klärt ist. Es gibt al­ter­na­ti­ve Hy­po­the­sen. Wis­sen­schaft ist kei­ne De­mo­kra­tie, wo ei­ne Mehr­heit ent­schei­den könn­te, was rich­tig ist. Wis­sen­schaft ist ei­ne Fra­ge von ra­tio­na­ler Be­weis­füh­rung. Ei­ne sol­che ra­tio­na­le Be­weis­füh­rung liegt nicht vor.

Man kann sich aber auch in umgekehrter Richtung leicht orientieren, nämlich unter Vahrenholt und Lüning, schon weiß man, dass sie als Kronzeugen auf tönernen Füßen stehen. Man muss nicht die gesamte Literatur des Für und Wider studieren, um es beurteilen zu können. Man kennt Leute, die das getan haben. Und der (AfD-)Politiker beruft sich bezeichnenderweise nur auf das eine gemeinsame Buch genau dieser beiden Autoren. Es reicht.

Zur seriösen Presse zählt zweifellos auch die ZEIT, was mich nicht verpflichtet, einem Artikel zu folgen, der mir wenig Hoffnung lässt. Denn dies liegt auch nicht in der Absicht des Autors, der uns alle Werkzeuge des Widerspruchs selbst in die Hand gibt:

Ich muss wenigstens die einzelnen Schwerpunkte aufzählen, die Fragestellungen, vielleicht lässt man sich verlocken, es ganz genau nachzulesen (man kann!) und individuelle Folgerungen zu ziehen. (Artikel von Jens Beckert.)

Warum zögert die Wirtschaft?

Hinzu kommt die mangelnde Transparenz der Märkte. Was ist eine nach ethischen Maßgaben produzierte Jeans? Wann ist eine Finanzanlage nachhaltig? Skandale um das sogenannte Greenwashing zeigen auch: Für die Nachfrageseite ist nicht erkennbar, was an weit entfernt liegenden Enden von Lieferketten tatsächlich geschieht. Eine Änderung klimazerstörender Produktionsweisen ist durch ein den Individuen aufgebürdetes Konsumverhalten am Markt nicht zu erreichen.

Warum zögert der Staat?

Und warum zögert das Staatsvolk?

Überall droht eine Absenkung des Lebensstandards. (…)

Beschränkung steht im Widerspruch zu einem ökonomischen System, das auf Konsum als Motor baut, und einem politischen System, das den Konsum der Bevölkerung als Steuergrundlage benötigt.

Und welche Spielräume bleiben?

Die während der letzten 300 Jahre entstandenen Strukturen der kapitalistischen Moderne zerstören die biologische Nische, in der menschliche Kultur stabil bestehen kann, und verhindern zugleich eine hinreichende Reaktion auf die Krise.

(folgt)

DIE ZEIT gibt keine Ruhe (17.11.2022)

NEU 28.11.22

JULIA FISCHER (nicht nur eine große Künstlerin):

siehe HIER

Der schwebende Wald

Morgens um Neun (Bos en Duin 19.09.22)

9.01 h

9.04 h 9.09 h (Handy-Fotos JR)

Am Tag danach um 19.09 h

Und der Sonnenaufgang am darauf folgenden Morgen

Bos en Duin (JR) 21.09.2022 um 29 Minuten vor 9

Ein letztes Mal frühmorgens am 23. September 2022 (3 Fotos E.Reichow)

Wir verlängern um einen Tag.

Abschied

  letzte Bilder (ER)

24.09.22 8.35

Dürre in Deutschland

Für alle, die es satt sind, Katastrophenmeldungen zu lesen: zuerst an den Schluss scrollen!

Hart aber fair im Ersten am 29.8.22

abrufbar:

HIER  https://www1.wdr.de/daserste/hartaberfair/videos/video-die-jahrhundert-duerre-erleben-wir-gerade-unsere-zukunft-102.html

Die Teilnehmer der Diskussion:

  • Mona Neubaur (B‘90/Grüne, NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie)
  • Sven Plöger (Meteorologe, ARD-Wetterexperte)
  • Carla Reemtsma (Klima-Aktivistin; Sprecherin und Mitorganisatorin der „Fridays for Future“-Demos)
  • Werner Marnette (langjähriger Industriemanager und ehemaliger CDU Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein)
  • Alexander Held (Forstwissenschaftler und Feuerökologe; Waldbrandexperte)

Einige Text-Nachschriften JR ohne Gewähr (in Auszügen – warum? insbesondere die wichtigen Beiträge von Carla Reemtsma sind akustisch oft nicht nachvollziehbar, weil allzu eilig gesprochen; man muss manches raten. Ich empfehle auf jeden  Fall, auch das Original zu hören!)

Beiträge Reemtsma ab 7:12 / 16:57 /  30:47 / 46:43 (fehlt noch) /

Plasberg: … ABER DAS AUSMASS UND DIE LÄNGE DER DÜRRE IN DIESEM JAHR, HAT SIE DAS ÜBERRASCHT? 7:12

Reemtsma:  Die Heftigkeit, mit der uns grade Wetterphänomene, Klimaextremlagen treffen, und sei es hier irgendwo in Europa, seien es die Waldbrände, sei es die Dürre, sei es die Wasserknappheit, seien es aber auch Extremwetterlagen wie grade der Monsun in Pakistan, das tritt alles gerade in einer Häufung auf und in einer Schwere, die selbst die weitesten Klimaforschungen so nicht prognostiziert haben, sondern übertrifft nochmal mehr oder weniger die schlimmsten Erwartungen. Was wir grade erleben, ist nicht wo alle von sagen, erleben wir grade unsere Zukunft, nein, wir erleben unsere Realität und wir erleben unsere Gegenwart, mit der wir JETZT, auf die wir jetzt Antworten finden müssen. Und davon sind wir meilenweit entfernt.

Plasberg: HAT ES SIE ÜBERRASCHT? IN DIESEM JAHR?

Nein. Also: das Ausmaß ist erschreckend, was wir irgendwie erleben mit über 10.000 Hitzetoten auch alleine in Deutschland, wir haben mit diesem Hitzesommer tatsächlich die tödlichsten Naturkatastrophen in Europa seit Jahrzehnten gehabt, das mehrmals jetzt auch schon hintereinander. Das ist furchtbar, und das zeigt aber auch, dass wir als Gesellschaft überhaupt gar nicht in der Lage sind, angemessen auf diese Krise zu reagieren, in der wir sind und [stattdessen]eine politische Verantwortungslosigkeit erleben.

Plasberg: DIE POLITIK IST N BISSCHEN BESCHÄFTIGT …z.B. mit GAS — sind das mildernde Umstände bei Ihnen?

Reemtsma: Definitiv nicht! Die Politik versagt grade auf beiden Seiten, wir erleben einerseits mit genau den aufgezeigten Folgen der Klimakrise, von denen wir eben gesprochen haben, dass es nicht um Jahrzehnte oder Jahre geht, und – wir können die Klimakrise nicht aufschieben, deswegen können wir auch den Kampf gegen die Klimakrise nicht aufschieben. Und gleichzeitig trifft genau das, was die Regierung im sozialen Bereich macht: sie müsste sich darum kümmern, dass Menschen Möglichkeiten haben, einerseits nicht ihre Sorgen vor der nächsten Lebenskostenabrechnung zu haben und Möglichkeiten haben, z.B. beim Klimaschutz unterstützt zu werden. Was macht es, dass sie eine sozial gerechte Maßnahme, die auch den Klimaschutz fördert, dass man das 9-Euro-Ticket, ohne Nachfolge auslaufen lässt, dass mit der Gas-Zulage und Milliarden an Gas-Konzerne (lacht) umverteilt, und wir gerade Umverteilung an fossile Klimakillerkonzerne erleben – und das ist eine Politik, die macht beide Krisen schlimmer und ist maximal verantwortungslos. 9:30

Plasberg (rhetorisch:) WANN TRETEN SIE ZURÜCK; FRAU NEUBAUR? SIE SIND ZWAR GRADE ERST IM AMT…

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Werner Marnette: Natürlich habe ich das Gas gern genommen, weil wir einen Beitrag zum Klimaschutz erbringen wollen. Wir haben beispielsweise – darf ich das noch ausführen – vom Koks auf Erdgas umgestellt, vom schweren Heizöl auf Erdgas umgestellt, weil das besonders klimafreundlich ist, Erdgas ist ja C, 1 Kohlenstoff-Atom und 4 Wasserstoff-Atome – das ist doch ein Riesenfortschritt gewesen! (Einwurf Plöger „… auch schon blöd…“) (Plasberg: „soviel zum Chemieunterricht… Frau Reemtsma!“)

16:57 Reemtsma:  Und womit Sie, gerade als Unternehmer und gerade in dieser Zeit und als Leiter des Kreises Energiepolitik – BDI Verband der Industrie – gemacht haben – um es zu sagen: Sie haben uns in genau diese Abhängigkeit von billigem russischen Gas gebracht, und das hat uns jetzt in diese Situation geführt, und das ist nach dem Krieg und in der Klimasituation eindeutig klar: das größte Sicherheitsrisiko ist unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, von Gas, aber auch von Kohle und Öl. Die einzige Antwort kann der massive Ausbau von erneuerbaren…

Plasberg: Im Augenblick nicken hier alle, Frau Reemtsma – Frau Neubaur nickt.

Werner Marnette: Ich würde Ihnen das nochmal gerne erklären, was damals gemacht worden….

Plasberg: Sie müssen, glaube ich, einem jungen Menschen nicht erklären, der so im Stoff ist, wie Frau Reemtsma… müssen Sie nicht erklären…

Werner Marnette: Man muss ja auch n bisschen bei den Fakten bleiben, ich glaube, ich habe mich kräftig gegen die damalige Kartellsituation gewehrt, und ich war auch einer derjenigen, die sich damals heftigst gegen die Fusion von EON und RUHRGAS gekämpft hat.

Plasberg: Wir haben Sie eingeladen, weil Sie immer eigene Gedanken auch gepflegt haben… ich würde jetzt gerne die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen, weil es gibt ja genug für die Zukunft zu tun. Und wir sind ja noch ein bisschen bei der Vermessung der Katastrophe. 18:29

Aber zur Vermessung der Katastrophe gehört ein Blick in den Wald. [etc.]

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30:47 Plasberg: Stichwort KOHLEKRAFTWERK Haben Sie Verständnis, dass Grüne in dieser Situation nicht grüne Politik aus dem Lehrbuch machen können?

Reemtsma: Wofür ich Verständnis habe, ist dass wir im Moment dieser Krisen und auch im Zusammenkommen dieser Krisen, wie wir grad eben gehört haben, ja auch miteinander zusammenhängen, man pragmatisch darüber nachdenken muss, was können Antworten sein. (also Kohlekraftwerke) Das heißt aber nicht, dass Antiklimamaßnahmen, wie beispielsweise …also, die bleiben, auch wenn sie pragmatisch sind, Antiklimamaßnahmen, und man muss dann in dem Moment um so entschlossener sagen, o.k. wo sind die Möglichkeiten, wo wir einsparen können, wo wir reduzieren können, wo wir verzichten können, auf Energie verschwendet wird, z.B. in zu großen industriellen Prozessen, die wir nicht brauchen. Aber auch ganz besonders in der Regierung, was wir erleben, dass wir da, wo wir beispielweise Klimaschutzgesetzgebungsprozesse haben, um so mehr tun müssen. Und was wir gerade erlebt haben: die Regierung hat ihre Ziele verfehlt, sowohl im Bereich Bauen als auch im Bereich Verkehr, und ihre eigenen Klimaziele sind zu nbiedrig. Dann war sie angefordert, o.k. Zu sagen, wir mach jetzt Sofortprogramme, um das auszugleichen, um aufzuzeigen, wie können wir diese Klimaziele einhalten, und Volker Wissing hat es geschafft, ein Sofortprogramm für den Verkehrsbereich vorzulegen, der zwanzig mal mehr machen müsste, um tatsächlich  das auszureichen, also er schafft es 14 Millionen Tonnen CO2 einzusparen bis 2030, und er müsste über 260 Millionen einsparen.

Und der regierungseigene Expertenrat hat nach Schritt 1 der Prüfung 8 gebrochen, nur weil sie gesagt haben, dass es nicht mal im Ansatz ausreichen würde, was grad gemacht wird. Und das ist eine Regierungspolitik, die grad in Zeiten der Klimakrise, wie wir grad auch gesehen und immer wieder gehört haben, wirklich aufzeigt: wir können nicht den Kampf gegen die Klimakrise aufschieben, –  wo ich mich frage, was machen die Grünen gerade in der Regierung besser und wie können sie es noch verantworten, in dieser Regierung zu sein, wenn sie es nicht mal schaffen, einem der relevantesten Ministerien im Bereich Klima, dem Verkehrsminister da irgendwelche roten Linien aufzuzeigen. (Beifall)

(folgt MONA NEUBAUR ab 32:46 ich würde Ihnen zustimmen: der Verkehrsminister müsste seine Hausaufgaben machen … etc.)

47:23 REEMTSMA: Es ist nicht so, dass wir den Energiebedarf nicht aus den erneuerbaren Energien decken können, es gibt die Studien, es gibt die Technologien, die genau das aufzeigen, wie das funktioniert. Sowohl im Bereich der Gebäude, als auch im Bereich der Industrie, als auch (Plasberg: In welchem Jahr sind wir jetzt, Frau Reemtma?) – 2035. ( Marnette: Machen wir Frieden hier untereinander, ich lad Sie mal nach Hamburg ein, und dann gehen wir durch die Zahlen einverstanden?!). Nee, ich würd aber relativ gern mit Ihnen nochmal kurz über die Atomkraft sprechen (gerne!) – Sie sprechen von horrenden Energiepreisen und sagen: naja, unsere Antwort sollte mal jetzt der Atomstrom sein, und von der Klimakrise und unsere Antwort sollte die Kohle sein. Beides sind keine Antworten! Kohle bringt uns einfach mitten in die Klimakrise rein, das wissen wir alle, und das führt dazu, dass zum Beispiel dann die Pegel niedriger werden, was wieder die Versorgungssicherheit der Industrie gefährdet. Die Atomkraft ist die allerteuerste Art; Energie zu produzieren, wo selbst die großen Industriekonzerne sagen: die wollen das überhaupt nicht, wir wollen diese Kraftwerke loswerden, weil das die allerteuerste Art ist, Energie zu produzieren, die ist ungefähr 5mal so teuer pro Gigawattstunde  zu produzieren [??]  (Plasberg: darf ich Ihnen eine kleine Frage stellen? Die „Friday for Future“ weisen energisch auf Probleme hin, sagen aber „Lösungen muss die Politik bringen“, Politik braucht die Unterstützung von Menschen, das ist so in der Demokratie, Herr Putin braucht das nicht. Das ist asymmetrische Kriegsführung. Weil, der kann einfach anordnen, Frau Neubaur muss gewählt werden, muss wiedergewählt werden, muss sich die Legitimation abholen. Wenn Sie sagen, 2035 ist es soweit, was sagen Sie dann zum Beispiel – hatten wir letzte Woche – einer 80jährigen Frau, die sagt, sie hätte nie mehr darüber nachgedacht, Existenzangst zu haben, weil dsie hat n Krieg mitgemacht, sie hat Existenzangst, weil sie liest, Strom 1000% teurer, Vorauszahlungen erhöht, Gas auch, das sind Menschen, die wollen jetzt Antworten haben, niemand betwewifelt Ihre Ziele, aber ist es nicht etwas vermessen von Politik, so über die momentanen Erfordernisse hinwegzugehen?) 49:16

Reemtsma: Wenn wir Klimaschutz machen, dann müssen wir nicht über die momentanen Erfordernisse in der Preiskrise hinweggehen. Es gibt Instrumente, die Antworten auf beides sind, und das 9-Euro-Ticket ist das beste Beispiel, wo die Politik sich gerade aktiv dagegen entscheidet, eine soziale Entlastungsmaßnahme auslaufen zu lassen ohne Nachfolger, die Menschen hilft kein Klimaschutz und direkt Entlastung bietet. Und das ist ein Beispiel, das zeigt, wie verantwortungslos Regierung, wenn beide Sache zusammenkommen, ist, wo klar ist, wir können nicht die eine oder die andere aufschieben. Wir können die Klimakrise nicht aufschieben, das zeigt dieser Sommer mit seiner gesamten Realität. Und natürlich können wir die Existenzängste von Bürgerinnen und Bürgern, die sich fragen, wie kann ich meine Heizkosten bezahlen, auch nicht aufschieben. 49:59

Dann darf die Antwort aber nicht sein: Milliarden an fossile Konzerne umzuverteilen, in Form von nem Tankrabatt, in Form von ner Gasumlage, in Form von nem Dienstwagenprivileg, anstatt beispielsweise Übergewinnsteuer einzuführen, 50:14

(Fortsetzung folgt)

Die vorhergehende ARD-Sendung „Die große Dürre“ ist ebenfalls in der Mediathek abrufbar: HIER

Deutschland bereitet sich auf Dürren vor, Bauern kämpfen gegen die Trockenheit, Notfallpläne werden erarbeitet. Wie lange reicht unser Wasser noch? Dieser Frage geht Filmemacher Daniel Harrich gemeinsam mit einem Forscherteam nach.

31.08.22 Solingen-Ohligs / Heute Nacht, als ich aufwachte, habe ich dem Regen zugehört. Keine Musik konnte schöner sein.

Zufall: am Abend des gleichen Tages las ich in der Süddeutschen einen Artikel, den ich hilfreich fand, obwohl er auf Anhieb nur leichtfertig wirkte:

Autor: Philipp Bovermann

Fuge E-dur, BWV 878

Warum noch weiter fragen?

Ich übe sie ja, und werde nie aufhören, diese Fuge (und das schöne Präludium davor) immer wieder von Anfang bis Ende durchzuarbeiten, Takt für Takt, Durchführung für Durchführung, obwohl ich sie „eigentlich“ in den Fingern habe. Natürlich geht es aber in Wahrheit um das Verstehen, das richtige Hören u.dgl. mehr.

Bach-Faksimile

Minimum-Analyse (nach Czaczkes)

Sicher, immer mit den Noten, aber wieviele Menschen schließe ich damit bereits aus?! Gegenüber meinen unleserlich gewordenen Übe-Noten sind diese wenigstens auf ein Äußerstes reduziert. Nur die Formabmessungen habe ich von Ludwig Czaczkes übernommen, aus seinem Buch. Über die Durchführungen I bis VI könnte man streiten, Bach selbst kannte ja nicht einmal das Wort Durchführung (was nichts besagt).

Gestern habe ich noch eine Analyse entdeckt mit etwas anderen „Abmessungen“ und anderer Nomenklatur, ich gebe einen Scan wieder, der aus Copyright-Gründen in meiner Wiedergabe nicht entzifferbar wiedergegeben ist. Mir ist er in leserlichem Zustand auch wieder nicht übersichtlich genug. So denkt man ja nicht beim Spielen… (es ist halt nur zum Denken). Außerdem verfälscht mein defekter Drucker die Farben… baer das ist mir recht, in diesem Fall.

Zum Original: hier (Feona Lee Jones)

Schön gespielt. Deshalb als Kontrast eine historische Aufnahme, die ich als berserkerhaft empfinde. Aber dieser Tastenvirtuose gilt – zumal in Kreisen der Neuen Musik – seit seinen Goldberg-Variationen als Gigant der Bach-Interpretation. Die Leute erkennen halt den Künstler erst, wenn er leicht geisteskrank wirkt. Nebenbei, – wenn Sie hier glauben, dabei auch noch Kastagnetten zu hören: dafür kann er nicht, das ist die knackende Tasten-Mechanik des Cembalos.

Es ist nur die eine Seite des Glenn Gould, die andere, übersensible, erfährt man hier.

Zugegeben: er will uns auf etwas aufmerksam machen, das uns vielleicht sonst entgeht. Die Kostbarkeit der Substanz. Aber haben wir diese Holzhammermethode verdient? Geht es darum, die Intensität des Hörens ins Unfassbare zu steigern, durch Mikromechanistik, Absenz jeder Naturwüchsigkeit des Ausdrucks: ja, nur deren absolute Verneinung zu verklanglichen? Und dazu ein unendliches „Ja“ lediglich durch ein fast nölendes Mitsingen anzudeuten? Durch verkrampft zitternde Gesten der spielfreien Hand? Die Artikulation ist und bleibt widersinnig.

Andererseits: Wie kann ich das Mithören lernen, ohne es durch bloßes Buchstabenwissen zu ersetzen? Eine Seite Czaczkes setzt uns in Erstaunen: alles ist richtig, was er herausfindet – aber es wärmt nicht. Was tun?

Zweifellos bewundernswert!

Quelle: Ludwig Czaczkes: Analyse des Wohltemperierten Klaviers / Form und Aufbau der Fuge bei Bach  / Österreichischer Bundesverlag Wien 1982.

In der Tat: darüberhinaus verspricht er nichts, etwa: „Form, Aufbau und Sinn der Fuge“, denn dies letztere ergibt sich nur in realem Spiel und Hören, – und zwar vielfach wiederholt… In dem sehr differenzierten Buch von Jürgen Uhde und Renate Wieland liest man folgende Passage:

Die haltlose Bewunderung der Kombinatorik bei Bach, bei Webern, wo auch immer, vergißt die Frage nach dem Wozu, dem metaphysischen Gehalt. Er ist, entgegen der Lehre traditioneller Ästhetik, nicht unmiottelbat eins mit dem immanenten Funktionszusammenhang. So gehören die Kanons in den Bachschen Goldbergvariationen gewiß zu den kühnsten musikalischen Konstruktionen, und doch ist das eigentlich Erstaunliche an ihnen nicht, daß es so nahtlos, so selbstverständlich stimmt. Die Gebilde kreisen nicht in sich selbt, sondern scheinen gleichsam nach oben offen. Licht fällt herein; und in ihm glühen Details, zumal einzelne Töne, in unvergleichlichen Farben auf.

Quelle Jürgen Uhde, Renate Wieland: Denken und Spielen / Studien zu einer Theorie der musikalischen Darstellung / Bärenreiter Kassel Basel London etc 1988 (Seite 19)

Interessant, wie Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel das Fugen-Denken seines Vaters charakterisierte:

ren und der Verschiedenheit der Gedancken überhaupt so glücklich angebracht, als er. (An J.N.Forkel Ende 1774) (Nekrolog Leipzig, 1754

Wir erkennen heute vielleicht ohne Hilfe, zumindest in dieser Fuge, den Beginn einer neuen Durchführung, dank der sehr deutlichen, vorhergehenden  Abschluss-Kadenz. Die jeweilige Ankunft also in einer neuen Tonart. Und wir erkennen dann das wiederkehrende Thema in jeder Stimme.

Oder… oder etwa nicht? Auch wenn es in den Engführungen überhandnimmt? Ja, vielleicht zumindest die „Allgegenwart“, die thematische Durchdringung der gesamten Struktur. Trotzdem folgt ein Beispiel dafür, dass ich das Thema zwar deutlich sehen kann (in den Noten), aber nicht höre. Oder? Ab wann höre ich es denn? Und zwar so, dass ich es rückwirkend wahrgenommen – haben – werde?

Durchführung III, ab Takt16

Dies Beispiel beginnt also in Takt 15, 1 Takt vor Abschluss der Durchführung II mit Kadenz nach Cis-moll. Wobei aber das Thema dann trotzdem auf dem Ton E beginnt (rotes Häkchen), wie ganz am Anfang der Fuge. Die Aufmerksamkeit richtet sich sofort auf die Nebenstimmen, auf die Sept-Dissonanz D/Cis (linke Hand, dritte Zählzeit) und auf die Chromatik (Cis-D-Dis-E). Jede(r) hört quasi nebenbei den Themeneinsatz im Sopran Takt 17, hört den Bass, der ab Takt 19 absteigt in Richtung H zum (erwartbaren) Themeneinsatz, hört zugleich den eiligen Achtelabstieg im Tenor, auf den Terzgriff zielend. Und falls (!) man jetzt noch einen Themeneinsatz erwartet (wie vorher in Takt 17 als Antwort auf Takt 16), – man hört ihn nicht (am Anfang von Takt 20 im Tenor), weil er Bestandteil eines neuen Terzgriffs ist, den man als Folge des vorigen auffasst, nicht aber als thematisch relevant. Vielleicht im Nachhinein? Möglich, dass man erst beim Anschlag des dritten Thementons „schalten“ würde, – wenn er nicht mit einem verblüffenden Akkord überlagert (einem verminderten Septakkord) würde, der alle Erwartungen auf die sich anbahnende Kadenz in Takt 21 lenkt. Und deren synkopischer Sog erfasst dann auch dieses, damit praktisch unkenntliche, Themendetail. Gibt es also hier und da Themenzitate, die man als Spieler nicht verdeutlichen kann, als Hörer nicht erkennen muss, dass vielmehr andere Ereignisse wichtiger sind als die erkennbare Wiederkehr des ohnehin Bekannten? Dass es nicht zu den hervorragenden Fähigkeiten eines Fugen-Experten gehört, im rechten Moment sagen zu können: aha! eine Engführung! Was man dem Thema doch alles antun kann, simpel genug ist es ja! (vgl. Ph.E.B.s Zeugnis).

Nicht zu vergessen: Dieses ehrwürdige Thema stammt ja nicht einmal von Bach, es steht in der Kontrapunktlehre von Fux, bei Fischer, bei Froberger, und der Stil, in dem Bach es abhandelt, heißt „stile antico“ und bezieht sich auf Palestrina. Und ist hier doch ganz und gar BACH.

Mit dem Nachweis der Themen-Generierung aus melodischen „Archetypen“ jedoch kann man Verwandtschaften konstruieren, die am Ende beliebig erscheinen. Das hat die Untersuchungen von Johann Nepomuk David in den 50er Jahren so ermüdend gemacht, obwohl sie manche Anregungen bieten:

Quelle Johann Nepomuk David: Die Jupiter-Symphonie / Eine Studie der thematisch-melodischen Zusammenhänge / Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1953

Also – bleiben wir einstweilen im spezifischen, hörbaren Konnex des Einzelwerks:

Durchführung I E-dur, II H-dur, III Cis-moll, IV Fis-moll, V ja was wohl? VI Gis-moll / E-dur (wenn Sie es nicht lesen können: gleich folgen noch genaue Zeitangaben, – zum hörenden „Innewerden“)

Ich wähle die Aufnahme mit Andras Schiff, den ich aus vielen Gründen bewundere. Aber an dieser Stelle geht es nur um Orientierung, nicht um Adorierung.  Extra-Fenster HIER – die Fuge E-dur beginnt bei 4:36.

FUGE Durchführung I E-dur ab 4:36, II H-dur ab 5:10, III Cis-moll ab 5:40, IV Fis-moll ab 6:11, V ja was wohl? [Cis] ab 6:28  VI Gis-moll / E-dur ab 7:07 ENDE 7:52

Anklicken und parallel zum Hören – lesen

Da bleibt kein Zweifel, Bach geht mit dem Thema durch die Stimmen, wie es sich bei einer Fuge gehört, er macht starke, abschließende Kadenzen, die Palestrina sich nicht erlaubt, sondern in einer durchgehenden, überlappenden Textur verborgen hätte. Und nach solchen Abschlüssen erscheinen nicht nur die Themen-Zitate in neuem Licht, auch die wiederkehrenden Begleitstimmen, die Kontrapunkte. Verwandlung allenthalben! Eine übergreifende Planung des Geschehens wird spürbar, keine bloße Wiederkehr des Gleichen, – ist da nicht sogar eine Steigerung offensichtlich?

Fahren wir fort an der Stelle nach Takt 20, wo wir vorhin stehengeblieben sind. Da ist der „synkopische Sog“, der zu dem Fis-moll-Abschluss führte: Durchführung IV, und wir können mit neuen Themeneinsätzen rechnen, sie sind bei mir mit roten Häkchen gekennzeichnet. Es dauert aber vielleicht einen Moment, ehe wir begreifen, dass das Thema aus dem stufenweisen, synkopischen Gang „gelernt“ hat: der Sprung (klein genug!) vom zweiten zum dritten Ton ist eliminiert, es gibt nur noch die wellenförmige Linie. Im Notenbeispiel die Nr.3, entsprechend dem Beginn der Durchführung IV, das Thema mit der Imitation in Engführung (anstelle der Viertelpausen stehen im Original zwei nich-thematische Restnoten):

Die Nr. 2 entspricht dem Themenkopf der Bach-Fuge samt der ihm innewohnenden Tendenz, wie sie in den letzen Takten des Stückes in absteigenden Skalen realisiert wird. Nr. 1 dagegen entspricht einem anderen alten Thema, dessen Kopf „so ähnlich“ aussieht, aber in eine andere Richtung schaut, nämlich auf die höhere Sexte, den fünften Ton. Es ist genau die Version, die aus dem Finale der Jupiter-Sinfonie von Mozart bekannt ist, siehe oben, bei Johann Nepomuk David. Entscheidend für den Unterschied der beiden äußerlich so ähnlichen Themen ist aber die unscheinbare Schwerpunktverschiebung im ersten Takt, – geht es zum A oder zum Gis? Und wie verhält es sich, wenn der Terzsprung zwischen Ton 2 und Ton 3 (hier also Fis und A) mit einem Durchgang ausgefüllt wird, wie in Beispiel Nr. 3 ? Man mag es kaum als das gleiche, nur minimal alterierte Thema anerkennen, eindeutig erst dann, wenn man sieht, dass diese „Welle“  fugiert behandelt wird. In Engführung. Und im nächsten Takt 25 gleich noch einmal, wodurch diese 5 Takte überhaupt erst den Rang einer Durchführung zugesprochen bekommen. Durchführung IV mit ihrer Variante des Themas. Der Gang durch alle Stimmen Sopran, Alt, Bass, Tenor ist damit vollendet.

Die Durchführung V knüpft unmittelbar daran an, sogar vorzeitig einsetzend, ohne ausdrückliche Abkadenzierung: zudem mit einer neuen Themenversion – die Viertelnoten neben überhand -, eine neue Phase beginnt, in denen Terzen- (oder Sexten-) Parallelen eine Rolle spielen: im Widerspruch zum strengen Palestrina-Stil, kulminierend im Takt 33, Parallel- Gegenbewegung, zugleich die expressivste Dissonanzfolge in dieser Fuge. Daraus folgt – wie eine Katharsis in der Tragödie – die Durchführung VI, mit ihren vollständigen Tonleitern: ein deutliches Zeichen der Ganzheit, wie ein „abgezählter“ Sternenhimmel. Man könnte hier mit dem berühmten Goethe-Wort abschließen… (wenn es nicht doch mehr dem Freund Zelter und den Zeitgeist abgelauscht ist). Und die Vorstellung von Gottes Busen vor der Weltschöpfung hilft meinen Ohren tatsächlich wenig.

Eines steht fest, wenn ich noch einmal auf die Partitur schaue: die Zweiergruppen sind keine verbindlichen Denkvorgaben: bedeutungsvoll fragwürdig scheint mir der (verschleierte) Beginn der Durchführung V,  zumal dadurch die Gruppierung IV + V plausibler wird als III + IV  und V + VI, und dann: zu wissen, dass zwischen III und IV der Halbierungspunkt der ganzen Fuge liegt, ist zumindest befriedigend. (Ich erinnere mich, dass Yehudi Menuhin einen solchen Punkt in der Ciaccona hervorgehoben hat. Das war allerdings in einer Phase, als ich noch intensiv Noten gezählt habe. Die handschriftliche Zahl 257 mit dem Hinweis auf die Quersumme 14 – unter dem Schlusstakt – stammt von Alfred Krings: es war im Adler in Kirchheim, auch Wilhelm Mateijka stand dabei und hatte zuvor angeregt: „Homs mal mit Zähl’n versucht?“).

 

Zurück zur E-dur-Fuge! Also :

Warum nicht I + II + III / IV + V + VI  ?  – wobei die Sonderstellung von VI als Krönung „auf der Hand“ liegt. Genau wie die Exposition ab Takt 1. Also … beide Proportionsgruppen gleichzeitig – wie „2 mal 3 = 3 mal 2“ ? Und dann Imagination von purer Musik ohne Schall und Rauch der Zahlen!?

Ach, ich hätte gedacht, dass ich die Aufgabe des Fugenhörens, das Vergnügen, das sie vermittelt, auch in einer verbalen Beschreibung aufleuchten lassen könnte. Weit gefehlt!

Es geht also wieder nur ums Hören! Und da muss ich letztlich auf die jüngste Schrift zu dieser Problematik kommen. Von Jan Kopp, neulich schon kurz vorgestellt: hier. Natürlich ist Hören kein „Problem“, es ist Wahrnehmung. Erst die Deutung des Wahrnehmbaren kann zu einem Problem werden, – besonders wenn es sich um Musik handelt.

Ich kann allerdings nicht verhehlen, dass mir die folgende Seite des Buches von Peter Schleuning über die „Kunst der Fuge“ immer einen besonderen Eindruck gemacht hat (auch wenn ich dann erfahren musste, dass der (Waffen-)Graveur sie ursprünglich – ? – zum Schmuck für Flinten ersonnen hat).

und so habe ich auch im Ausflugslokal Haus Rüden (natürlich) auch wieder an die Bach-Fuge in E gedacht, als ich die grüne Wand fotografierte.

Und wieder muss ich mich zur Ordnung rufen.

Wolltest du nicht neulich das Büchlein (es ist ein ausgewachsenes, inhaltsreiches Buch in handlichem Format) von Jan Kopp ausführlicher behandeln. Immerhin rührt es an die lebendige Substanz jedes Musikers, jeder Musikerin: das Hören, praktisch gefragt: wie soll ich schwierige Musik hören? Musik, die sich spürbar nicht im bloßen Zuhören erschließt. Wenn manch eine/r sagt: das muss ich mehrmals hören oder – abwehrend – das ist nichts für mich, ich bin ja kein Experte. Und noch mehr abwehrend, abwertend: das ist zu hoch für mich. Sehr gern bei Neuer Musik (mit großem N). Und es gilt auch bei Alter Musik wie manchen Bach-Fugen, die nur wegen ihrer traditionellen Harmonik im Lager der Nicht-Versteher kaum störend wirken. Bei langsamen Fugen spricht man dort sogar bevorzugt vom Weltraum, und meint dies nicht als Kritik. Andere sagen: ich bin ja kein Experte, aber…

Wie nützlich also, dass Jan Kopp sich zu Beginn seiner Ausführungen intensiv mit bestimmten von Adorno geprägten Begriffen beschäftigt. Überschrift: „Das ergriffene Ohr / Vom Spielen und Hören Neuer Musik und zurück“, Zwischentitel: „Strukturelles Hören“ /  „Expertenhören“ /  „Amateure“ /  „Exclusiver Hörraum“ / „… oder ‚Schule des Hörens‘?“ / „Private Hörräume“ / „Überschreitung der Schwelle“ / „Antasten“ /

Und wieder weiche ich aus und hänge an Adornos Lippen, höre ihm zu mit unzureichenden Ohren, und seine Trauben hängen mir vielleicht allzu hoch, während der Zitherspieler mich ergreift, wie auch die unvergesslichen Geiger aus Ostserbien oder der Klagegesang einer tamilischen Sängerin, die wir in Sri Lanka aufgenommen haben. Da will Adornos allzu vernünftige Stimme nicht recht verfangen:

Es gibt keinen friedfertigen Sozialatlas des Musiklebens; so wenig wie einen der Gesellschaft. Innermusikalisch sind die Sektoren des Musiklebens nicht gleichberechtigt. Die konziliante Güte, die dem Zitherspieler auf dem Land dasselbe Recht zubilligt wie dem verständnisvollen Hörer komplexer Stücke des späten Bach, oder der Moderne, unterdrückt nicht nur die Qualitätsunterschiede sondern den Wahrheitsanspruch der Musik selbst. Wenn jene Werke von Bach, oder irgendwelche der großen Musik, wahr sind, dann dulden sie objektiv, ihrem Gehalt nach, nicht die anderen, die nicht beheimatet sind im Hölderlinschen »Land des hohen ernsteren Genius«. Haben der Zitherspieler und Bach gleiches Recht, geht es nur nach individuellem Geschmack zu, dann wird der großen Musik entzogen, wodurch allein sie die große ist, als welche sie Geltung genießt. Depraviert zum Konsumgut für Anspruchsvollere, büßt sie eben das ein, worauf jener Anspruch allenfalls gehen könnte. So wenig aber wie musikalisch läßt der Pluralismus soziologisch sich halten. Das Nebeneinander verschiedener Gestalten von Musik und Musikübung ist das Gegenteil versöhnter Vielfalt. Das hierarchische System des Angebots kultureller Güter  betrügt die Menschen um diese. Noch die menschlichen Beschaffenheiten, welche diesen zum Zitherspieler und jenen zum Bachhörer prädestinieren, sind keine natürlichen, sondern gründen in gesellschaftlichen Verhältnissen.

Quelle Theodor W. Adorno: Einführung in die Musiksoziologie / Zwölf theoretische Vorlesungen / Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1962 (Seite 130)

P.S. Von „menschlichen Beschaffenheiten“ – „… natürlichen Verhältnissen“  oder gesellschaftlichen …, würde ich davon reden, wenn mein Enkel mich fragen würde, was ich an einer Fuge gut finde? Würde ich etwa beginnen, ihn mit seiner Musik, nach der ich frage, herabzustufen? Dass sie ihn betrügt? Was würde ich denn von mir erzählen, – wenn er bereit ist, mir zuzuhören -, auf die Frage, welchen Reiz eine Fuge auf mich ausübt. Was fesselt mich daran? Zuerst das Thema (was kann daraus werden?), dann: dass alles thematisch ist, es begleitet sich selbst, ohne bloße Begleitung zu sein. Da schließen sich Gebilde zusammen, Kadenzen markieren Haltepunkte, Stationen, sie runden ab, aus kleinen Gebilden werden Gestalten. Das Thema verwandelt sich: dank seiner Varianten (benennen und singen, ab Takt 23, ab Takt 27) und dank der „Techniken“, z.B. Engführung (nicht warten können), es geschieht etwas, wohin geht es? (Siehe ab Takt 38 mit Auftakt:) Am Ende wird alles „überhöht“, rekapitulierend und krönend. (Es sind aber eigentlich „nur“ Tonleitern…) Alles war sinnvoll.

Und das befriedigt sehr.

Habe ich etwa eine große Hör-Leistung vollbracht? Und kann es in 7 Zeilen beschreiben? Und habe alles erreicht, wenn mein Enkel nur aufmerksam zuhört. Ich verlange keine spirituelle Ekstase, um Gottes willen! Meinetwegen darf es auch ein bloßes Spiel sein.