Auf der Suche nach der nubischen Melodie

Materialien zum Ägyptischen Konzert

ERSTER SATZ bis ca. 13:00 Im zweiten Satz suchen: ab 13:50. (Ja, ab 17:25 „nubisches Thema“ siehe Notenbeispiel unten).

00:00 – Allegro animato
11:44 – Andante
22:27 – Molto allegro

Nubisches Thema ab 14:48 bis 16:50 (Andante)

Nubisch a Nubisch b Nubisch c

Wikipedia zu: Ägyptisches Konzert von Camille Saint-Saëns

Was geschah in Nubien? JR Erinnerung an 1961. Assuan. Damals beschäftigten mich Zeitungsberichte über die geplante Verlegung des Tempels von Abu Simbel. Für meine Phantasien waren ausschlaggebend die (anthroposophischen) „Ideen zur Kunstgeschichte“ von Gottfried Richter. (Es passte zu den „ganzheitlichen“ Welterklärungen von Jean Gebser, die mich damals bewegten. Auch im Zusammenhang mit Aurobindo.) Über die Probleme, die der Assuan-Staudamm verursacht hat, siehe hier. Meine Empörung damals bezog sich allein auf den Frevel an den Stein-Monumenten. – Die Geschichte der Entzifferung des Steins von Rosette hatte mich schon seit Jahren interessiert (wohl angeregt durch „Götter, Gräber und Gelehrte“). Natürlich ahnte ich nicht, dass ein Freund aus jener Zeit, dem ich manche Anregung verdanke, eines Tages der Landschaft und den Menschen um Luxor eng verbunden sein würde. Sein Essay beginnt mit dem Blick auf die Leidtragenden der Assuan-Aktion, das Wort Zwangsdeportation steht im Raum:

„Horus“, die Zeitschrift der Egyptair, berichtet in ihrer Ausgabe vom November 2013 über den Hochdamm von Assuan, der nach 10jährigem Bau im Jahre 1971 eröffnet wurde. Er wird als Jahrhundertwerk gepriesen und in seiner Bedeutung verglichen mit den Tempeln der Pharaonen und dem Bau des Suezkanals. Dann wird daran erinnert, dass man Jahre vor der Überflutung, welche das Land der Nubier in einen etwa 550 km langen Stausee verwandeln sollte, ein anderes, nie dagewesenes Projekt realisiert hat: Nach einer von der UNESCO lancierten internationalen Kampagne werden die Tempel von Abu Simbel, von Philae und andere demontiert und an höher gelegenen Orten wieder aufgebaut. Nachdem der Verfasser diese Rettungsaktion gewürdigt hat, vermerkt er in einem einzigen Satz, dass „über 90.000 Nubier umgesiedelt werden mussten“.

Weiteres siehe hier.

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Von Camille Saint-Saëns‘ Reise nach Oberägypten hatte ich damals keine Ahnung, und von seinen Werken kannte ich vielleicht nur „Introduction und Rondo capriccioso“ op. 28 für Violine. In einer WDR-Sendung habe ich es Jahrzehnte später mit südindischem Geigenspiel kombiniert. Und heute bin ich immun gegenüber Klangverfremdungen aller Art, wenn sie mich nur auf die Spur eines authentischen Originals setzen. Die Melodie des Beispiels, das zu dem folgenden Gedicht gehört, entspricht nicht dem Thema, das Saint-Saëns aufgezeichnet hat, aber in der Nähe könnte es zu finden sein…

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In die Fremde gingen wir
die Freunde sind weit fort
um uns in die Arme zu nehmen (…)
Oh Dorf, mein Dorf
ich vermisse dich so sehr
oh Dorf, mein Dorf
ich verlasse dich mit Reue
im fremden Land erinnere ich mich an dich (…)
Oh Dorf, mein Dorf
glücklich, dir anzugehören
oh Dorf, mein Dorf.“

Quelle: Christa Laila Meryam Hatshebsut: Die Welt der 99 nubischen Lieder – World of 99 Nubian Songs – Dunya emillo wer damenil ow Nubi – عالم التسعة وتسعين أغنية نوبية, mit Audio-CD, Al-Hadara Publishing, Kairo 2/2012 (Buch und CD liegen mir noch nicht vor, sind aber unterwegs JR) Im übrigen siehe folgenden Essay: „Nubien, mein ertrunkenes Land“ von Hans Mauritz (Dezember 2013), illustriert von Claudia Ali: HIER.